Unser Verhaltenskodex regelt die Einhaltung der Menschenrechte bei unseren Reisen. Aber was, wenn die Gesetze eines Landes damit nicht konform gehen?

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Betty

„Was Reisen für mich so besonders macht? Nicht nur die schönen Orte dieser Welt, sondern vor allem die Menschen, die dort leben und die spannendsten & bewegendsten Geschichten auf Lager haben."

Betty, FairAway Redaktion

Betty Wilde arbeitet als Content Manager bei Fairaway

Die Ausgangssituation

Dass bei unseren Reisen Menschenrechte eingehalten werden, ist eine Selbstverständlichkeit. Dachten wir immer, denn schließlich steht es in unserem Code of Conduct, unserem Verhaltenskodex, den wir sehr ernst nehmen und den auch alle unsere Partner in den Reiseländern vor der Zusammenarbeit unterschreiben müssen. Der Code of Conduct legt zum Beispiel fest, dass

  • Mitarbeitende gerecht bezahlt werden
  • Faire Arbeitszeiten eingehalten werden
  • Keine Kinderarbeit stattfindet und
  • Frauen Mutterschutz zusteht.

Auch Diskriminierung wird durch den Verhaltenskodex ausgeschlossen – aber leider ist das manchmal nicht im Einklang mit den Gesetzen des Reiselandes, wie jetzt am Beispiel von Uganda zu sehen ist. Und auch andere Länder bringen Gesetze mit sich, die sich nicht mit dem, was wir verkörpern und verkörpern wollen, in Einklang bringen lassen. Und auf diese Gesetze haben wir keinen direkten Einfluss.

Menschenrechte im Tourismus: Homosexuelles Paar am Strand
Liebe kennt keine Grenzen – vor dem Gesetz in manchen Ländern leider schon.

Unser Dilemma

Aus der Kluft zwischen unserem Verhaltenskodex und Gesetzen sowie auch Alltagsdiskriminierung in Reiseländern ergibt sich immer wieder die Frage: Können wir überhaupt Länder anbieten, in denen die Lage in Bezug auf Menschenrechte so drastisch ist? Und vor allem: Wo und wie ziehen wir die Grenze? Myanmar haben wir schweren Herzens aus unserem Programm genommen, als Menschenrechte grundlegend eingeschränkt wurden – auch um die Machenschaften des Militärs nicht durch die Einnahmen aus dem Tourismus zu unterstützen. Uganda werden wir vorerst behalten. Was ist der Unterschied? Welches Menschenrecht wiegt mehr? Und warum sind wir nicht konsequenter? Weil es am Ende die Locals trifft, wenn die Touristen wegbleiben. Diejenigen, die im Tourismus arbeiten und absolut nichts für die politischen Entscheidungen in ihrem Land können. Die, die weltoffen und tolerant sind, die unseren Verhaltenskodex einhalten und hochhalten. Wie gehen wir also mit diesem Dilemma um, ohne ihnen zu schaden?

Unsere Lösung – die es eigentlich gar nicht gibt

Du siehst schon: Es gibt ganz viele offene Fragen. Wir haben viel darüber diskutiert, doch am Ende steht immer die Erkenntnis: Die eine Lösung gibt es nicht. Wir müssen es von Einzelfall zu Einzelfall entscheiden und stehen bei solchen Themen im engen Austausch mit unseren Experten vor Ort, die uns Einschätzungen dazu geben können, wie es im Land wirklich aussieht. Wir müssen wissen, ob Gesetze eher auf dem Papier existieren, als dass sie wirklich durchgesetzt werden. Ob Reisende gefährdet sind, wenn wir sie in das jeweilige Land bringen. Welchen Schaden unsere Partner vor Ort haben, wenn wir ein Land aus dem Programm nehmen. Wir tun uns mit diesen Entscheidungen sehr schwer, keine ist in Stein gemeißelt und oft sind wir auch innerhalb des Teams nicht einer Meinung. Weil es an der Stelle nicht die eine Meinung gibt. Und selbstverständlich folgen wir auch der Einschätzung des Auswärtigen Amtes und orientieren uns an offiziellen Reisewarnungen, wenn es darum geht, ob Reisen sicher stattfinden können. 

Hotel in Uganda
Unsere Expertin in Uganda versichert: In den Hotels, die wir anbieten, wird niemand diskriminiert

Was wir unabhängig von diesen Entscheidungen tun

Natürlich sind Fragen zu Menschenrechten bei uns nicht nur präsent, wenn wir Entscheidungen über Reiseländer treffen. Vielmehr engagieren wir uns fortlaufend für mehr Fairness im Tourismus und sind dafür Teil verschiedenster Initiativen. Hier ein Überblick:

  • Wir sind Mitglieder beim Round Table of Human Right in Tourism. Gemeinsam haben wir einen offenen Brief an die Regierung Ugandas initiiert, den 28 Reiseveranstalter unterzeichnet haben.
  • Wir sind Mitglieder im Bündnis gegen Homophobie und saßen in der Jury für den Respektpreis 2021. Zu unserem Interview mit dem Geschäftsführer des LSVD Christopher Schreiber geht es hier!
  • Wir sind Travelife-zertifiziert und werden dadurch regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft, was Nachhaltigkeit angeht – auch in Bezug auf gerechte Arbeitsbedingungen sowie andere soziale und wirtschaftliche Themen.
  • Wir sind Mitglied im forum anders reisen und damit einer von über 100 Reiseveranstaltern, die sich dem nachhaltigen Tourismus verpflichtet haben und sich ganzheitlich für mehr Verantwortung beim Reisen engagieren. Erfahre mehr über das Forum Anders Reisen!

Wir sind sehr dankbar über die viele Inspiration, die wir von diesen tollen Initiativen bekommen. Und vor allem auch von den Menschen in den Reiseländern. 

Austausch zwischen KUlturen
Unser Antrieb: Der Austausch mit den Menschen vor Ort

Menschenrechte weltweit: Es gibt auch gute Nachrichten

Es gibt viele Entwicklungen in der Welt, die uns Sorgen bereiten. Aber bei all dem finden wir es umso wichtiger, auch darauf zu schauen, was es für positive Dinge zu berichten gibt. Denn von guten Vorbildern kann man so viel lernen – und darüber zu berichten, wie Tourismus die Welt schöner und besser machen kann, liegt uns mehr als der erhobene Zeigefinger. Deswegen hier ein paar gute Nachrichten in Sachen Menschenrechte und Co. in unseren Reiseländern und weltweit!

  • Im Gay Travel Index finden sich gleich mehrere unserer Reiseziele in den Top 20 wieder, zum Beispiel Spanien, PortugalKolumbien und Argentinien
  • Im Ranking von Reporter ohne Grenzen liegen Schweden, Finnland und Portugal ganz weit vorne
  • Unter anderem haben 2022 Chile, Mexiko und Slowenien für die Ehe für alle gestimmt
  • Bereits 2021 hat der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen eine saubere und gesunde Umwelt zum Menschenrecht erklärt – schließlich ist die die Lebensgrundlage für alle Menschen
  • Die spanische Regierung hat eine Initiative gegen Bodyshaming und Diskriminierung unter dem Motto „Der Sommer gehört uns“ gestartet
  • Laut Unicef ist die Zahl der Kinderehen weltweit gesunken
  • Chile hat die gesetzliche Arbeitszeit auf 40 Stunden gesenkt und hat damit eine der kürzesten Arbeitswochen in Lateinamerika
  • Kuba hat für ein verhältnismäßig fortschrittliches Familiengesetz abgestimmt, nach dem gleichgeschlechtliche Paare nicht nur heiraten, sondern auch Kinder adoptieren können

Mehr gute News findest du immer montags in unseren Instagram Storys

Du möchtest mehr erfahren über die Menschenrechte in unseren Reiseländern? Einen Überblick zu Themen wie Pressefreiheit, LGBTQ-Rechte oder Gleichstellung der Geschlechter findest du jeweils auf den Fair unterwegs Seiten zu jedem Reiseland, wie zum Beispiel für Georgien, Costa Rica und Portugal.

Unser Fazit

Jeder Austausch mit unseren Partnern vor Ort, mit Reisenden und mit all den inspirierenden Initiativen weltweit zeigt uns aufs Neue: Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern bunt – und Tourismus kann so viel Gutes bewirken! Das treibt uns an und gibt uns Hoffnung, dass wir mit unserem Engagement, zusammen mit unseren Partnern und mit dir als FairReisendem dazu beitragen können, dass die Welt trotz vieler Rückschläge und Krisen noch ganz viel Tolles zu bieten hat. Und sich zum Positiven verändern kann. 

Erfahre mehr über unsere Konzept „Mehr als nur Urlaub“

Die Welt ist bunt!
Die Welt ist bunt – lass sie uns gemeinsam noch bunter machen!

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