Was macht es mit uns, ein Jahr in einer Pandemie zu leben?

  4 Minuten    Die Welt 

Betty

„Was Reisen für mich so besonders macht? Nicht nur die schönen Orte dieser Welt, sondern vor allem die Menschen, die dort leben und die spannendsten & bewegendsten Geschichten auf Lager haben."

Betty, FairAway Redaktion

Betty Wilde arbeitet als Content Manager bei Fairaway

„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ – Buddha


 

Kindlicher Optimismus zu Corona
Grenzenloser kindlicher Optimismus vor einem Jahr – wo stehen wir jetzt?

„2021 kann nur besser werden!“

Ich weiß nicht, wie es dir ging, aber mich erfasste dieses Jahr an Neujahr eine regelrechte Euphorie. 2020, das Jahr, das unsere Welt aus den Angeln gehoben hat, war endlich vorbei, 2021 konnte nur besser werden – davon war ich fest überzeugt. Jetzt sind die ersten zwei Monate dieses vielversprechenden neuen Jahres schon wieder vorbei, Corona weilt seit über zwölf Monaten unter uns – tatsächlich hab ich ziemlich genau heute vor einem Jahr ein positives Testergebnis bekommen – und in den Medien stapeln sich nach wie vor überwiegend Katastrophenmeldungen. Hier steigen die Zahlen wieder, da fehlt es an Impfstoff, die einen wettern gegen den Lockdown, die anderen wollen ihn verschärfen. Und irgendwo dazwischen sind ganz viele Menschen – vielleicht auch du –, die nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Bisher können wir mit Bestimmtheit sagen: Nein, 2021 ist nicht alles besser geworden. Für viele Menschen sogar noch schlimmer. Weil der Lockdown in den Wintermonaten und in der Länge nochmal stärker an den Nerven zerrt.

 

Klopapierjagd während Corona
Corona vor einem Jahr: Klopapier als gefühlte Hauptsorge

Ein Jahr Corona – wo stehen wir?

Inwieweit 2021 noch das Potenzial hat, zu unserem Lieblingsjahr zu werden, das weiß momentan keiner. Vor allem nicht, wann genau. Es ist nicht leicht, in diesen Tagen die Hoffnung zu behalten. Weder können wir endlos „durchhalten“ noch uns einfach sagen: Wir müssen lernen, damit zu leben. Es gibt keine Patentlösung. Ich glaube, dass vielmehr jeder individuell seine Mechanismen finden muss, um durch diese lange Durststrecke zu kommen. Natürlich ist es frustrierend, keinen Zeitpunkt zu kennen, zu dem sich unser Leben wieder in normalen Bahnen bewegen wird – für mich persönlich war es in den vergangenen Wochen oft die Verlängerung der Verlängerung der Verlängerung, die das Ganze so schwer gemacht hat. Aber dennoch hilft es doch, zu wissen: Es ist ganz viel in Bewegung. Auch wenn nicht alles glatt läuft, wird an ganz vielen Stellschrauben gedreht, damit wir bald wieder unbeschwert genießen können. Zwischen den vielen verwirrenden Nachrichten steckt ganz viel Gutes, stecken viele kleine Schritte, die am Ende zum Erfolg führen werden.

Während Corona müssen wir besonders aufeinander aufpassen
Auf die kleinen Dinge kommt es an.

Was hilft uns?

Auch wir von FairAway haben so gehofft, dass sich 2021 das Leben ganz schnell normalisiert. Haben durchgehalten – als reiselustige Privatpersonen, als Reiseveranstalter, als Menschen – mit der Aussicht, dass alles gut werden wird. Und wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es das auch wird. Es dauert eben nur noch ein bisschen.

Diese Dinge haben uns persönlich in den letzten Monaten dabei geholfen, trotz allem positiv nach vorne zu schauen:

  • Post-Corona-Pläne zu schmieden – egal wann sie stattfinden. Das kann eine große Reise sein oder ein kleiner Ausflug ans Meer, ein Besuch bei der Familie oder den Geburtstag mit mehr als drei Leuten zu feiern. Einfach mal eine Liste zu schreiben mit Dingen, die ich machen möchte, hat mir schon sehr geholfen.
  • Kleine Mikroabenteuer im Alltag erleben – am Wochenende rausfahren, Eisbaden, unterm Sternenhimmel übernachten, Kanufahren, Slackline. Hauptsache raus und sich aufraffen, Dinge zu tun, die nicht alltäglich sind.
  • Den Kontakt zu Freunden und Familien halten – per Zoom, per Skype, per Telefon, mit Briefen, oder auch einzeln und vorsichtig mit persönlichen Treffen.
  • Kreativ sein, z. B. malen, Hula Hoop Tricks lernen, Musik machen, schreiben, basteln, …
  • Musik laut drehen und einfach mal locker lassen – durch die Wohnung tanzen, laut singen, schreien oder headbangen.
  • Lecker essen und trinken – wann hat man sonst schonmal so viel Zeit zu kochen?
  • Über den Tellerrand hinauszuschauen – für mich persönlich einer der wichtigsten Punkte, um mir bewusst zu machen, was ich eigentlich auf der Haben-Seite habe.
Gute Laune trotz Corona: Zum Beispiel durch Hula Hoop
Aus Erfahrung können wir garantieren: Hula Hoop macht gute Laune!

Der Blick über den Tellerrand

Wenn mich der Corona Blues packt und ich mich zu oft beim Jammern ertappe, versuche ich einen Perspektivwechsel. Beispielsweise habe ich neulich mit einem Freund aus Kuba geskyped, der mir erzählte, dass die Versorgung dort gerade für die Locals extrem schwierig ist: Es fehlt an den einfachsten Dingen wie Gemüse oder Eiern, man steht stundenlang an, um dann leere Regale abzusuchen. Alles was es noch gibt, ist viel teuerer geworden, oft nur mit Dollars oder Euros zu bezahlen, und es fehlt an allen Ecken und Enden an Geld. Viele Faktoren spielen hier eine Rolle, Corona und der ausbleibende Tourismus ist einer davon. Wenn ich so etwas höre oder mir ins Gedächtnis rufe, bringt mich das ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Nicht falsch verstehen: Jeder hat das Recht, sich gerade nicht gut zu fühlen, und gleichzeitig hilft es einfach, das Ganze mal in Relation zu setzen und zu betrachten. Und mit anderen Menschen über ihre Situation zu sprechen.

Über den Tellerrand der Corona-Krise hinausschauen – zum Beispiel nach Kuba
Der Blick über den Tellerrand – zum Beispiel nach Kuba – erdet.

Und wohin mit unserem Fernweh?

Nun erscheint mir, wenn ich mit meinen Freunden im Rest der Welt gesprochen habe, mein Fernweh erst recht wie ein Luxusproblem. Gleichzeitig kommt ja vieles zusammen – es fehlen nicht nur die Ausbrüche aus dem Alltag, sondern der Kontakt zu anderen Menschen, nicht zuletzt auch zu neuen Freunden, die man auf Reisen trifft. Begegnungen, Anekdoten, gemeinsame Momente, entstehende Verbindungen – das ist es doch, was wir wirklich vermissen, nicht die Sehenswürdigkeiten oder die Strände. Und das seit einem Jahr, so lange, wie auch der Kontakt zu unseren Liebsten massiv eingeschränkt ist. Social Distancing macht was mit unserer psychischen Gesundheit, und nicht unterwegs sein zu können, ob im Kleinen oder im Großen, auch. Insofern plädiere ich für: Vermissen ja, lange beklagen nein! Wir haben das Glück, dass wir in absehbarer Zeit wieder die Welt entdecken können, im Gegensatz zu vielen anderen auf der Welt. Und dann können, oder besser sollten wir etwas zurückgeben an Land und Leute, an unsere Gastgeber, die Menschen, die unsere Reise besonders machen. Ich freu mich drauf!

Jetzt planen – später reisen

Ein Reisender und ein Local in Indonesien
Erst Begegnungen machen eine Reise zu etwas Besonderem.